Es heißt, Köln sei die nördlichste Stadt Italiens. Wer einmal bei Pino im Café Jlöcklich draußen an einem der kleinen Tische sitzt, einen Kaffee trinkt und das bunte Treiben beobachtet, kann diesen Satz umgehend fühlen. Als Kölnerin verstehe ich nur zu gut, was wohl damit gemeint ist: Nicht immer alles auf die Goldwaage legen, locker bleiben, denn „et hätt noch immer jot jejange“. Dolce Vita trifft auf kölsche Leichtigkeit mitten am Eigelstein. Lest selbst!
Das Jlöcklich – ein bisschen Dolce Vita am Eigelstein
Als wir Pino, den Inhaber des Jlöcklich, im August besuchen, merken wir sofort, dass er die Gastronomie mit Leib und Seele lebt. Er genießt es sich mit den vorbeilaufenden Menschen zu unterhalten oder vorbeifahrende Menschen, die aus dem Auto heraus winken, zu grüßen. Gefühlt kennt Pino wirklich das ganze Veedel.
Ich fühl mich direkt wohl, denn ich mag die Offenheit und diesen warmen Vormittag am Eigelstein, der mich wirklich ein wenig denken lässt, ich sei im Italienurlaub.
Das erste was Pino auf meine Frage, wie er dazu kam das Jlöcklich zu betreiben, sagt, ist, dass ich ihn ruhig unterbrechen solle, falls er zu viel rede, dass sei der Italiener in ihm. Wir müssen alle laut lachen und freuen uns auf seine Geschichten.
Pino kommt ursprünglich aus der Hotellerie, kannte das Café am Eigelstein aber schon lange, denn er ist genau in diesem Viertel aufgewachsen. Als sich ihm die Chance bot, das Jlöcklich zu übernehmen, schlug er zu.
Schon vor Pino als Chef gab es im Jlöcklich Van Dyck Kaffee – sogar eine eigene Mischung, den „Eigelsteiner“, bestehend aus 70% feinstem Arabica und 30% Robusta. In einer eigenen Packung abgefüllt kann man den Eigelsteiner natürlich auch im Jlöcklich für zuhause oder als Geschenk mitnehmen.
Was es bis dato aber nicht gab, war die italienische Note, die hat Pino mit reingebracht. Er selbst sagt, er wollte die „alte Seele“, den Kaffee, bewahren und den Laden mit seinem „neuen Geist“, der italienischen Note, weiterführen.
„Meine DNA ist zur Hälfte kölsch und zur anderen italienisch“, sagt Pino. Er mache gerne zu allem Listen und sei überaus organisiert, das sei sehr deutsch an ihm, sagt er. Gleichzeitig rede er gerne und viel, liebt italienisches Essen und arbeitet ganz klassisch italienisch am liebsten mit seiner Familie zusammen. Mehr als 75% seines Personals seien Verwandte, die, so Pino, seine „Schule des Lebens“ durchmachen würden, indem sie bei ihm im Café jobben, bevor sie für das Studium oder die Arbeit in die Welt gelassen würden.
Der Blick auf die Karte verrät einem die Namen einiger seiner Familienmitglieder, denn seine Paninis sind nach den Vorlieben dieser benannt. Francesco, Pinos Sohn, liebe beispielsweise Prosciutto, Mozzarella und Rucola. Pino selbst ist ein großer Ziegenkäse-Liebhaber und Massimo liebe Gouda, weshalb es ein italienisches Panino „Massimo Colonia“ mit Gouda, Zwiebeln und Senf gibt. Als Kölnerin und großer Halver Hahn Fan musste ich das natürlich probieren. Mhh! Lecker!
Außerdem gibt es noch eine Reihe weiterer Leckereien, wie Spuntinos (italienische Snacks) und jede Menge süße Köstlichkeiten. Auf der Karte stehen z.B. Paste di Mandorla (sizilianisches Mandel-Marzipangebäck), Kuchen, Croissants und Pasteis de nata. Diese seien zwar portugiesisch, aber auch dazu hat Pino eine Erklärung: „Köln ist kunterbunt – wir sind das eben auch, deshalb gibt es manchmal Dinge, die nicht italienisch, aber trotzdem einfach super lecker sind.“
Natürlich gibt es neben einem veganen Panini auch etwas Süßes für Veganer*innen: Verschiedene Bananenbrote von be bananas, ein kleines Unternehmen, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Bananen vor der Entsorgung zu retten und zusammen mit einer Bäckerei aus ihnen bestes Bananenbrot zaubert, das auch noch vegan ist.
Sollten das noch nicht genug Argumente für einen Besuch im Café Jlöcklich seien, dann kommt hier noch eins: Bei Pino gibt es „Caffé Sospeso“. Was das ist? Die Möglichkeit, jemand anderen einen Moment des kleinen Glücks zu verschaffen, denn Sospeso bedeutet „Aufgehobener“ – ein Espresso für einen guten Zweck. In Neapel hört man laut Pino täglich, „C’e un Sospeso?“, was so viel bedeutet wie „Gibt es einen Aufgehobenen?“. Wenn man also einen besonders erfolgreichen Tag hatte oder einfach einen sozialen Beitrag leisten möchte, dann bestellt man einen Sospeso. Man trinkt einen Espresso und bezahlt zwei. So kann jemand, der sich keinen Espresso leisten kann den Aufgehobenen kostenlos trinken. Spätestens jetzt wird deutlich, warum Köln auch die nördlichste Stadt Italiens genannt wird, denn was die Italiener Sospeso nennen, haben die Bläck Fööss in einem ihrer Lieder verarbeitet…
Häste och kei Jeld,
Dat es janz ejal,
Drink doch met un kümmer disch net drüm.
Ciao e a presto bei Pino im Jlöcklich!