Café Sehnsucht

Das Café Sehnsucht: Eine 38-jährige Geschichte und eine ganz besondere Beziehung zum Van Dyck.

Was haben das Café Sehnsucht und das Van Dyck gemeinsam? Man könnte meinen, das läge auf der Hand: Natürlich gibt es in beiden Läden Kaffee, Van Dyck Kaffee. Zum Anderen befinden sich beide in Ehrenfeld auf der Körnerstraße. Zwei Cafés fast nebeneinander und in beiden wird (u.a.) der Cappuccino mit dem Van Dyck Espresso Adorno gemacht. Dass das längst nicht alles ist, was diese beiden Orte verbindet, erzählt der folgende Blogbeitrag. Ich lade Euch ein, mit mir die nächsten Minuten in einen Teil der Kölner Café Geschichte einzutauchen, und stelle Euch gleichzeitig einen wunderbaren Ort zum Verweilen und Schlemmen vor.

Es ist ein Donnerstag 11 Uhr, als ich mich mit Jenny, meiner Chefin, und unserer Rösterin Albina im Café Sehnsucht treffe, um die Aufgaben für die nächsten Wochen zu besprechen. Ich stehe auf der Körnerstraße direkt vor der romantischen Fensterfront des Café Sehnsucht und spinkse schon mal rein, um zu schauen, ob die beiden schon drinnen sitzen. Jeder Platz besetzt. Lange habe ich nicht mehr so viele Menschen Kaffee schlürfend und ausgelassen plaudernd in einem Raum sitzen sehen – und das an einem Wochentag! Die Normalität bereitet mir kleine Schmetterlinge im Bauch – herrlich! Tatsächlich übersehe ich in dem Trubel deshalb zunächst Jenny, die schon an einem der Tische sitzt.

Ein Rückblick.

Dass die Beziehung zwischen dem Van Dyck und dem Café Sehnsucht eine besondere ist, wusste ich, aber wie besonders, erzählt mir Jenny an diesem Vormittag nochmal ausführlich. Jenny, eine der Geschäftsführerinnen des Van Dyck, jobbte schon während ihres Studiums im Sehnsucht. Ihre damalige Chefin und Eigentümerin des Sehnsucht war Moni, die nun zusammen mit ihr und Martin Keß das Van Dyck leitet. Moni übernahm das Café Sehnsucht 1992 von Regina Würfel, die es schon im Jahr 1982 eröffnet hatte. Es geht sogar noch weiter: Emilia, unsere wunderbare Van Dyck Personalchefin, war damals Betriebsleiterin im Sehnsucht.

Moni selbst erzählt mir, dass sie schon 1986 das Café Sehnsucht kennenlernte und von der Atmosphäre dort direkt angetan war:Es war ein Café, wo in erster Linie Gäste aus dem Viertel hinkamen, es gab noch kein Handy oder Laptops. Es wurde damals noch ganz schön viel geraucht, während am Nachbartisch Gäste aßen. Und wollte jemand das Fenster öffnen, rief schon der Nächste nach einer halben Minute: „Es zieht!“. Es war immer etwas los, immer etwas zu sehen. Das hat sich bis heute nicht geändert, nur, dass heute natürlich nicht mehr drinnen geraucht wird.

Heute ist Moni immer wieder überrascht, wie viele Menschen ihr deutschlandweit Anekdoten aus dem Sehnsucht erzählen, wenn sie mitbekommen, dass sie das Café 27 Jahre lang betrieben hat. Denn Studierende, sagt sie, kamen damals nicht am Sehnsucht vorbei und so blieb es für Viele lange Jahre das Stammcafé, bis der Beruf oder das Privatleben sie in andere Gegenden verschlagen hat.

Seit 2018 stehen drei neue Besitzer*innen hinter der Theke: die Geschwister Leah Strube und Max Strube und der Lebenspartner von Leah, Dominik Khan Rana.

Es ist offensichtlich, dass das Van Dyck und das Café Sehnsucht allein auf Grund der Menschen in einer engen Verbindung stehen, aber selbstverständlich ist da noch mehr! Parallel zum Sehnsucht gründeten Moni und Martin das Van Dyck, denn sie wollten ihren eigenen Kaffee rösten und ausschenken: Kaffee aus ökologischem Anbau und fair gehandelt. Diese Verbindung blieb bestehen, denn bis heute gibt es im Café Sehnsucht den Klassiker: Unseren Van Dyck Adorno.

Als ich Dominik frage, wie Leah, Max und er dazu kamen, das Sehnsucht zu übernehmen, sagt er: „Ich kannte Moni schon länger, wir haben vorher schon mal zusammen gearbeitet. Als sie anrief, um mir zu sagen, dass sie das Sehnsucht abgeben wolle und mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, es zu übernehmen, musste ich keine fünf Sekunden überlegen: Ja! Ich fand das Sehnsucht schon immer unglaublich gemütlich, die Gäste nett und ich liebe die Gastro. Jetzt ist mein Arbeitsplatz quasi gleichzeitig mein Wohnzimmer.“

Das Café Sehnsucht heute.

Was viele nicht wissen ist, dass man im Sehnsucht einen ganzen Tag verbringen und sich durchschlemmen kann. Denn es gibt hier nicht nur ein großartiges, vielseitiges Frühstück und leckerste Kuchen, sondern einen wechselnden Mittagstisch und eine tolle Abendkarte.

Schon damals – unter Monis Leitung – und daran hat sich bis heute nichts geändert – stehen die verwendeten Produkte im Vordergrund. Neben dem Bio-Kaffee sind fast alle anderen Produkte bio zertifiziert. Ein Highlight ist in jedem Fall das selbstgebackene Brot und die selbstgebackenen Brötchen – selbstverständlich aus biologischen Zutaten. Die Produkte werden, wenn immer möglich, von regionalen Produzenten bezogen, wie z.B. vom »Hof Alpermühle«, der Metzgerei »Reuber«, »Good Food«, von der »Kölner Biobauer«, der »Bio-Metzgerei Jansen« und der Bio-Gärtnerei »Frings«.

Mag man lieber Herzhaftes frühstücken, kann man sich eine der verschiedenen Sehnsucht Schnitten bestellen, die auf dem selbstgebackenen Sauerteigbrot – wahlweise mit 2 Spiegeleiern – serviert werden. Klassiker ist und bleibt aber das Frenchtoast: Zwei in Bio-Ei gewendete Toasts, gold-braun gebraten, angerichtet auf frischem Obst, dazu knuspriger Bacon und mit Bio-Ahornsirup garniert.. lecker!

Mittags gibt es immer ein warmes vegetarisches oder veganes Gericht, und eines mit Fleisch aus artgerechter Haltung.

Viele der Stammkunden kommen wegen der selbstgebackenen Kuchen. Hier lässt sich die Bäckerin des Sehnsucht, Maria, immer wieder etwas Neues einfallen. Aktuell ist es, so Dominik, der Zitronen-Mohnkuchen, wegen dem seine Gäste vermehrt regelmäßig das Sehnsucht aufsuchen.

Die Abendkarte wechselt jeden Monat und es ist für jeden Geschmack und jede Vorliebe etwas dabei, denn den Dreien ist wichtig, dass auch Vegetarier nicht zu kurz kommen. Dazu gibt es selbstverständlich eine große Auswahl an Weinen aus biologischem Anbau.

Und natürlich kann man nach einem gemütlichen Abendessen drinnen oder im schönen Innenhof noch einen leckeren Adorno Espresso genießen, sagt mir Dominik in unserem Gespräch. :)

„Ich bin sehr glücklich, dass ich das Café in die guten Hände von Leah, Dominik und Max abgeben konnte“, sagt Moni, denn „das Café Sehnsucht ist Kölner Kulturgut“.

Von einigen Gästen, die damals schon bei Moni im Café waren, gehen heute die Enkelkinder ins Sehnsucht – einfach schön.

Dieser Beitrag wurde verfasst von:
Cora Dahle