Auf das Knöpfchen, Fertig, Los!

Wenn ich morgens in eine von unseren drei Filialen auf meine Kolleg:innen treffe bin ich oft die Einzige die schon einen Kaffee intus hat. Die Meisten wollen dann doch lieber die 10 Minuten länger im Bett bleiben. Und obwohl mir mein Schlaf heilig ist, nehme ich mir morgens (fast) immer die Zeit in Ruhe einen Kaffee zu genießen. In diesen 10 Minuten lasse ich die Gedanken schweifen und bereite mich auf den Tag vor.

Das heißt aber auch: Der erste Gang am Morgen führt in die Küche, um die Siebträgermaschine an zu schmeißen. Wenn ich mich dann fertig gemacht habe, ist die Maschine auf Temperatur. Jetzt heißt es wiegen, mahlen, spülen, einspannen, und hoffen das der Espresso gelingt. Was für mich beruflicher Alltag ist, ist somit auch mein Start in den Tag.

Für Viele hört sich das nach viel zu viel Aufwand an, so kurz nachdem man die Augen geöffnet hat. Kann ich verstehen! Die Zubereitung an der Siebträgermaschine gilt nicht ohne Grund als Königsdisziplin. Manchmal gelingt es nämlich nicht. Dann läuft der Espresso zu schnell raus und schmeckt flach oder es tropft nur so vor sich hin und ergibt einen bitteren, unausgewogenen Geschmack. Deshalb sollte es auch gut überlegt sein, bevor die (oft doch teure) Siebträgermaschine angeschafft wird.

Aus dieser Situation heraus entsteht der Zwiespalt einen guten Kaffee genießen zu wollen ohne viel Arbeit in die Zubereitung investieren zu müssen. Für Viele liegt die Lösung auf der Hand: Her mit dem Vollautomat! Denn schnell kann er. Aber schmeckt der Kaffee auch auf Knopfdruck? Lohnt sich die Anschaffung? Und womit sollte man sich vorab auseinandersetzen?

First Things First: Was ist ein Vollautomat genau und wie ist er aufgebaut?

Ein Vollautomat ist eine Komplettlösung für die Zubereitung von Kaffee, der (mit wenigen Ausnahmen) auf der Basis von Espressoröstungen gebrüht wird. Unter seinem Gehäuse verbirgt das Gerät alles was es braucht um einen Espresso, Café Crème oder Cappuccino machen zu können. Er hat eine integrierte Mühle, welche die ganzen Bohnen mahlt, einen Zylinder in den das Mahlgut fällt, einen Kolben der das Kaffeemehl verdichtet, bevor dann schlussendlich das temperierte Wasser, unter Druck, auf das Kaffeemehl gepresst wird. Nachdem der Kaffee in der Tasse gelandet ist, entleert und reinigt der Automat den Zylinder, damit er für den nächsten Einsatz bereit ist.  Es passiert also wahnsinnig viel in kurzer Zeit, nachdem der Bediener oder die Bedienerin das Knöpfchen für das jeweilige Wunschgetränk gedrückt hat. Vor allem beschreibt der Ablauf ziemlich genau das, was normalerweise durch den oder die (Home-) Barista manuell durchgeführt wird.

Hört sich doch eigentlich ganz gut an oder?

Warum hat der Vollautomat dann den Ruf, nicht an die Leistung einer Siebtägermaschine ran zu kommen?

Vorab: es gibt so viele verschiedene Vollautomaten in unterschiedlichsten Preiskategorien, weshalb es schwer ist von dem „Einen“ zu reden. Aber verallgemeinert gesagt: ein Vollautomat kommt nicht auf die Druckleistung einer Siebträgermaschine und kann somit (im Vergleich) auch nicht die selbe Aromenvielfalt lösen. Außerdem wird oft weniger und eher gröber gemahlenes Mahlgut genutzt. Das passiert um die geringere Druckleistung der Pumpe auszugleichen und erleichtert somit dem Wasser den Weg durch das Kaffeemehl. Es führt aber ebenfalls dazu, dass der Kaffee aus dem  Automaten etwas flacher und weniger vielfältig schmecken kann. Oftmals verlassen sich die Nutzer auch auf die Voreinstellungen der Hersteller und passen die Parameter nicht auf den Kaffee an, den sie in den Vollautomaten füllen.

Unser Vollautomat-Mischungen

Lohnt es sich also nicht, sich die schnelle Komplettlösung anzuschaffen?

Doch! Denn:

  • es geht schnell
  • es spart Müll (z.B. im Vergleich zu Kapselmaschinen)
  • es lässt sich auf ein gutes Niveau anpassen
  • es werden ganze Bohnen benutzt. Das schmeckt immer besser und der Kaffee bleibt länger frisch

Hier also ein paar Tipps, die euch dabei helfen das Beste aus dem Vollautomaten herauszukitzeln:

  • Traut Euch den Mahlgrad anzupassen

Meistens ist der Mahlgrad zu grob eingestellt. Das Ergebnis ist, dass das gewünschte Getränk viel zu schnell raus schießt und verwässert schmeckt. Die meisten Maschinen geben Euch die Möglichkeit den Mahlgrad zu verstellen. Traut Euch! Ihr werdet mit einem viel aromatischeren Espresso belohnt. Es muss aber darauf geachtet werden, dass der Mahlgrad nur bei laufendem Mahlwerk verstellt wird, da sonst das Risiko besteht, dass sich das Mahlwerk verkanntet. Wählt also gerne die Taste für den doppelten Espresso und sobald sich das Mahlwerk in Gang setzt, könnt ihr in kleinen Schritten feiner gehen. Keine großen Sprünge auf einmal, lieber nach und nach in kleinen Schritten anpassen und den Schwund hin nehmen. Dadurch kommt Ihr bei den aller meisten Maschinen auf eine Extraktionszeit von bis zu 20 Sekunden. Die Crema des Espresso wird deutlich besser und kriegt vielleicht sogar eine feine Maserung. Geschmacklich könnt ihr Euch damit an das Niveau einer Siebtägermaschine annähern.

  • Klasse statt Masse

Für mich gibt es kaum was schlimmeres als einen verwässerten Espresso. Ich weiß, einige lieben ihren Lungo, aber wenn Ihr wie Ich auf einen runden und doch facettenreichen Geschmack setzt, dann muss die „Brew Ratio“ stimmen und das heißt oft: Die Wassermenge sollte runtergeschraubt werden. Meistens kommt man durch eine Tastenkombination zu dieser Einstellung oder hat einen Vollautomat mit Display und Menüfunktion und kann sich zur Einstellung der Wassermenge durchklicken. Am Ende sollten bei einem doppelten Espresso 60 ml (im Volumen, mit Crema) in eurer Tasse landen. Bei dieser Einstellung sind Espresso Shotgläser sehr hilfreich. Durch die Eichung lässt sich ganz entspannt erkennen wann ihr die Richtige Füllmenge erreicht habt.

  • Alte Reste machen es ungenießbar

Auch wenn der Vollautomat die schnelle Alternative zur Siebträgermaschine sein kann, die Reinigung verdient genauso viel, wenn nicht sogar mehr, Aufmerksamkeit. Dadurch, dass es sich hier um ein geschlossenes System handelt, haben Schimmel und Bakterien ein leichtes Spiel, wenn man bei der Reinigung nicht hinterher ist. Es gibt Hersteller, die es einem erleichtern das Gerät sauber zu halten, indem sie den Zugang zu den einzelnen Elementen ermöglichen. Zum Beispiel lässt sich manchmal die Brühgruppe herausnehmen oder es ist ein externer Tank für die Milch vorhanden. Grade beim Thema Milch muss man aufpassen, denn das kann wirklich schnell eklig werden! Einige Maschinen sind fast komplett verbaut. Das ist schade und aufwendig für den Bediener. In dem Fall muss man sich auf das Reinigungsprogramm verlassen und regelmäßig durchführen.

Dieses Thema sollte ganz besonders schwer ins Gewicht fallen, wenn man mit dem Gedanken spielt sich einen Vollautomaten anzuschaffen.

  • Der Vollautomat kann nicht zaubern

Wenn man möchte, dass der Kaffee ein wahrer Genuss wird, muss die Maschine mit leckeren Bohnen gefüttert werden. Beim Kaffeekauf zu sparen und darauf zu setzen, dass der Vollautomat trotzdem was leckeres zaubert, wird nicht funktionieren. Deshalb gilt es die richtige Bohne für den eigenen Geschmack zu finden. Mit sehr öligen und „verbrannten“ Kaffees tut Ihr Euch keinen Gefallen. Der Vollautomat wird dann nur noch pflegeintensiver in der Reinigung und der Kaffee schmeckt langweilig und bitter. Der richtige Genuss fängt also bei der Bohne an. Wir helfen Euch gerne weiter wenn Ihr Euch durch unser Sortiment probieren möchtet, um herauszufinden was am Besten zu Euch passt!

Wenn man die Tipps beherzigt und sich zu Beginn etwas mit seinem Gerät auseinandersetzt, kann der Vollautomat ein zuverlässiger und unkomplizierter Partner in der Kaffeezubereitung sein. Verlasst Euch nicht auf die Werkseinstellungen des Herstellers und bedenkt, dass die Einstellungen angepasst werden müssen, wenn Ihr zwischen verschiedenen Bohnen wechselst. Der Vollautomat ist definitiv die bessere Alternative zu Kapsel- oder Padmaschinen und auch wenn die Königsdisziplin die Zubereitung mit der Siebträgermaschine bleibt, so kann ein gut eingestellter Vollautomat das Leben erleichtern, ohne das der Genuss hinten anstehen muss.

Dieser Beitrag wurde verfasst von:
Albina Stamer – Rösterin im Van Dyck